
Am 30.09.2025 fand im Rahmen des Verbundprojekts EMSiQ ein Workshop im SWiPLab statt. Einen Kurzbericht finden Sie hier.
Am 30. September 2025 fand im Smart Windpark Laboratory (SWiPLab) des Instituts für Energiesystemtechnik und Leistungsmechatronik (EneSys) der Ruhr-Universität Bochum ein Vernetzungs- und Transfer-Workshop im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projekts „Sektorenübergreifendes Energiemanagement im intelligenten Bestandsquartier (EMSiQ)“ statt. Ziel des Projekts ist die Nachrüstung ineffizienter Bestandswohnquartiere mit einer nachhaltigen, dezentralen Infrastruktur für elektrische Energie, Wärme und Mobilität. Hierzu wird eine innovative Quartiersversorgung mit neuartigem Energiemanagement und dazu passenden Geschäftsmodellen entwickelt und in einem Demonstrationsquartier des Projektpartners Vonovia umgesetzt. Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Wohnungswirtschaft, Kommunen, Industrie und Politik waren eingeladen, sich Fachvorträge zu diesen Themen anzuhören und zu diskutieren.
Nach einer Begrüßung durch Projektkoordinator und Institutsleiter Prof. Dr.-Ing. Constantinos Sourkounis gaben die beiden am Projekt beteiligten Lehrstühle der Ruhr-Universität Bochum, EneSys und Informatik im Bauwesen (IIB), den 30 Anwesenden einen Einblick in das Projekt EMSiQ. Pavlos Tourou (EneSys) erläuterte zunächst die besonderen Herausforderungen im Bestand sowie die verfolgten Ansätze im Projekt. Im Anschluss präsentierte Marlena Block (IIB) Grundlagen zu Digitalen Zwillingen und deren Einsatzmöglichkeiten im Zusammenhang mit einem Energiemanagement.
Im Anschluss an die erste Pause mit anregenden Diskussionen berichtete Yakup Kaya von der Vonovia SE über ein Innovationsquartier in Bochum Weitmar, bei dem die Energieversorgung primär durch PV-Anlagen und Wärmepumpen über ein Nahwärmenetz in Kombination mit elektrischen und thermischen Speichern realisiert wurde. Besonderheit war hierbei die Erhöhung des Autarkiegrades durch die Vor-Ort-Erzeugung und saisonale Speicherung von Wasserstoff sowie Installation einer Brennstoffzelle. Zwischen den Expertinnen und Experten herrschte Einigkeit über ein geringes Zukunftspotenzial von Wasserstoff im Gebäudesektor unter den aktuell vorherrschenden Bedingungen. Vor allem die hohen Investitionskosten stellen im Moment die größte Herausforderung dar. Zudem wurden höhere Qualifikationsanforderungen an Handwerker und Techniker als Hemmnis für den Einsatz neuer Technologien im Gebäudesektor identifiziert.
Im Folgenden präsentierte Malte Beier die strategische Quartiersentwicklung der VBW Bauen und Wohnen GmbH vor dem Hintergrund der Klimaneutralität anhand eines beispielhaften Quartiers. Hierbei unterstrich er die gestiegenen Anforderungen an Wohnungsunternehmen durch ihre neuen Rollen als Energieversorger und Mobilitätsanbieter. Die anschließende Diskussion machte deutlich, dass es vor allem für kleinere Wohnungsunternehmen mit beschränkten Personalressourcen eine Herausforderung ist, die benötigte spezifische Expertise in diversen Bereichen zur Umsetzung innovativer Lösungen im Bereich der energetischen Optimierung aufzubauen.
Marcus Brennenstuhl von der enisyst GmbH befasste sich in seinem Vortrag mit Methoden der Prädiktion und Optimierung für die Anwendung in Energiemanagementsystemen und zeigte die in verschiedenen Forschungsprojekten ermittelten Potenziale auf. Handlungsbedarf sieht er bei einheitlichen Standards und Schnittstellen sowie bei der Beschleunigung des Smart Meter Rollouts, um das Potenzial von Machine Learning und KI-Methoden besser ausschöpfen und von quartiersspezifischen zu allgemein nutzbaren, skalierbaren Lösungen zu kommen. Einigkeit mit den anwesenden Expertinnen und Experten fand er darüber, dass die Erbringung der notwendigen Datenqualität oft die größte Herausforderung für nahezu alle Optimierungsverfahren darstellt.




Nach der Mittagspause erwartete die Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer eine Führung durch das SWiPLab. Dabei erhielten sie Einblicke in aktuelle Forschungsarbeiten des EneSys-Instituts zu Windenergie, Photovoltaik und Energiespeichern.
Im letzten Vortragsblock stellte Niklas Guttenberger von der KALIPE GmbH verschiedene Mieterstrommodelle vor. Dabei standen die wirtschaftlichen Vorteile für Betreiber und Mieter im Fokus.
Christina Schlangen von der Stadtwerke Bochum Netz GmbH beleuchtete im finalen Vortrag die Rolle intelligenter Quartiere aus Sicht der Verteilnetzbetreiber am Beispiel der Stadt Bochum. Mit weiteren Verteilnetzbetreibern im Publikum entwickelte sich eine Debatte darüber, inwieweit intelligente Quartiere mit hohem Autarkiegrad für sie tatsächlich vorteilhaft seien. Den Vorteilen eines Lastmanagements stand die Sorge gegenüber, dass bestehende Geschäftsmodelle der Netzbetreiber durch intelligente Quartiere geschwächt werden könnten.
Zum Abschluss der Veranstaltung betonte Prof. Sourkounis, auch angesichts der im Laufe des Tages thematisierten globalen und spezifischen Herausforderungen, die Wichtigkeit des Austausches und der Zusammenarbeit von Industrie, Forschung und weiteren relevanten Akteuren in Verbundprojekten. Nur gemeinsam könnten die Herausforderungen gelöst und die Innovationskraft des Standorts Deutschland gesichert werden.
Die Organisatoren möchten sich bei allen Teilnehmenden und Mitwirkenden für ihr Interesse, ihre Präsentationen und ihre aktive Beteiligung an den Diskussionen bedanken. Die geteilten Perspektiven und Erfahrungen stellen einen wertvollen Beitrag für die weitere Bearbeitung des Projekts EMSiQ dar.









